Wer denkt beim Frankenwein nicht zuerst an den Silvaner?
Nirgendwo sonst in Deutschland steht eine Rebsorte für eine ganze Weinregion wie hier in Franken. Und das mit Recht, denn schon vor 360 Jahren kamen die ersten Reben an den Main. Seither ist der Silvaner nicht mehr aus Franken wegzudenken und bleibt so bodenständig wie seine Winzer und Liebhaber.
Was den fränkischen Silvaner so besonders macht, ist seine Wandelbarkeit. Denn die Rebsorte spiegelt wie keine andere ihr Terroir wider und verbindet die erdigen Töne mit zarten fruchtigen Aromen zu einer immer neuen und spannenden Komposition. Und durch die vielschichtigen Böden entlang des Mains, die sich in feinsten Abstufungen vom Buntsandstein über den Muschelkalk bis zum Gipskeuper erstrecken, schmeckt kein Silvaner wie der andere. Diese geschmackliche Vielfalt und Qualität wird mittlerweile weltweit geschätzt.
Dabei fasziniert der Silvaner in allen Stufen der fränkischen Qualitätspyramide. Ob vom erfrischenden Basiswein, über die Premium Linie im Bocksbeutel oder als edle Auslese oder Eiswein – er ist ein Alleskönner und bringt in jedem Segment vorzügliche Weine hervor.
1659 wurde der Silvaner erstmals in Franken urkundlich erwähnt, und das gar nicht so weit von der GWF-Zentrale in Kitzingen entfernt. Ursprünglich ist die Rebe wohl ein Einwanderer. Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass die Rebsorte ursprünglich aus dem österreichischen Raum stammt und eine natürliche Kreuzung aus Traminer und „Österreichisch Weiß“ darstellt.
Damals ahnte noch niemand, dass sich dieser österreichische Import zum Botschafter des Frankenweins entwickeln sollte.
Woher der Name Silvaner kommt, das ist nicht eindeutig belegt. Es gibt verschiedene Theorien, unter anderem, dass sich der Name aus einer möglichen Ursprungsregion herleitet. Lange waren das rumänische Transsilvanien oder die in Mittelasien gelegene Stadt Silvan als mögliche Herkunft gehandelt worden. Da der Silvaner aber erwiesenermaßen aus dem österreichischen Raum stammt, geht man davon aus, dass der Namen vom lateinischen „Silva“ abgeleitet wurde, dass für „Wald“ steht. Silvanus war der römische Waldgott. Er stand für die Kraft der Natur und wurde besonders auf dem Land als Gottheit und Erfinder des Pflanzenbaus verehrt.
Der Silvaner ist neben dem Riesling die deutsche Rebsorte schlechthin. Auch wenn es beim heutigen Blick auf die Anbaustatistiken in Deutschland nicht so aussieht, bis in die 70er Jahre war der Silvaner die meistgepflanzte Sorte Deutschlands! Doch nur wenige Anbaugebiete konnten das Potential der Rebsorte voll ausschöpfen. So ist der Silvaner in größeren Beständen heute nur noch in Franken und Rheinhessen zu Hause. Seit 360 Jahren steht der Silvaner nun für Weinkultur in Franken. In keinem anderen Weinanbaugebiet ist der Anteil an Silvanerreben so hoch wie hier. Fast ein Viertel der gesamten bestockten fränkischen Rebfläche wird mit der Weißweinsorte bepflanzt.
Der Silvaner benötigt fruchtbare, durchlässige, mittelschwere bis schwere Böden mit guter Nährstoffversorgung. Trockene, flachgründige Böden sind ungünstig für die Sorte. Die Reben müssen tief wurzeln können. Wegen der Winterfrostempfindlichkeit wird die Rebe in Franken in vornehmlich gut exponierten und frühreifenden Lagen gepflanzt. Bei guter Reife und nicht zu hohem Ertrag liefert der Silvaner harmonische Weine mit feiner Säure und zarter Blume. Der Weincharakter des Silvaners ist dabei stark vom Standort und der Bodenbeschaffenheit abhängig. Auf Lehmböden werden sie oft neutral, dagegen entstehen auf Verwitterungsböden, wie sie in Franken vorherrschen, feine, elegante Weine mit spannenden Erdtönen.
Der Silvaner steht für ausgesprochene Vielfalt. Ob unkomplizierter Sommerwein, geschmeidig cremiger Barriquewein, gut entwickelte, elegante und lebhafte Spätlese oder intensive, edelsüße Auslese. Alles ist möglich. So zahlreich wie seine Varianten sind auch die Ausbaumöglichkeiten: Ob im Stahlfass, Holzfass oder Barrique, mit unterschiedlichen Hefekontaktzeiten, Teilbelegungen etc. Silvaner ist geduldig und lässt fast alles mit sich machen – und er überrascht uns täglich mit neuen Aromafacetten. Beim Silvaner sind dem Kellermeister in seiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Je nach Weinstil, Prädikatsstufe und Ausbauart eröffnet sich ein wahres Aromenspiel für den Genießer. Von knackig grünen Äpfeln, über Birne und Quitte bis zu getrockneten Früchten ist für jeden etwas dabei. Charakteristisch für Silvaner ist ein feiner Duft, der an Kräuter, Stachelbeeren und manchmal auch an frisches Heu erinnert. Hinzu kommen geschmeidige, erdige Töne je nach Bodenbeschaffenheit im Weinberg. In der Regel sind Silvaner leichte Weine mit recht milder Säure. Doch auf schweren Böden kann sich der Silvaner zu einem körperreichen Wein entwickeln, der mit Opulenz und einen ausgeprägten Duft von reifen Birnen und Artischocken daherkommt. Silvaner wird einfach nie langweilig!
Der Silvaner ist ein ausgewiesener Spargelexperte. Kein anderer Wein passt so gut zum königlichen Gemüse wie er. Mit seinen dezenten Aromen eignet er sich aber auch sehr gut als Begleiter zu Fischgerichten, Muscheln und Krustentieren. Außerdem sind Artischocken, Kartoffelgerichte aller Art und milder Käse gute Speisepartner für den Silvaner. Körperreiche Varianten des Weins passen zu gehaltvolleren Speisen.
Wenn Sie den Silvaner nicht nur als Speisebegleiter kennenlernen möchten, dann legen wir Ihnen unsere Silvaner-Rezepte ans Herz. In einem 3-Gänge-Menü können Sie den Silvaner auf das Vollste genießen.
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