Jedes Jahr feiern wir am 11. November St. Martin. Kinder ziehen mit Laternen in der Hand durch die Straßen der Dörfer und Städte. Doch wieso es diese Laternenumzüge gibt und warum wir eine Martinsgans zubereiten, wissen die meisten nicht mehr.
Martin von Tours wurde um 316 nach Christus in Pannonien (im heutigen Ungarn) geboren und war der dritte Bischof von Tours. Er ist einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche und wird auch in der orthodoxen, anglikanischen und evangelischen Kirche verehrt.
Seine Jugend verbrachte er in Pavia, der Heimat seines Vaters in Oberitalien, wo er erstmals mit dem Christentum in Berührung kam. Jedoch beugte sich Martin dem Gebot des Vaters und schlug zunächst eine Militärlaufbahn ein. Der Legende nach traf Martin während dieser Zeit im Winter auf einer Straße einen armen Bettelmann. Der spärlich bekleidete Bettler flehte Martin um eine Gabe an. Daraufhin teilte dieser seinen Mantel mit dem Schwert und gab dem Bettelmann eine Hälfte des Mantels.
Vor einer Schlacht verweigerte Martin die Teilnahme und bat um Entlassung aus dem Armeedienst. Sein restliches Leben verbrachte er im Dienste seines Glaubens und wurde am 4. Juli 372 zum Bischof von Tours geweiht. Als Bischof war er besonders für seinen asketischen Lebensstil bekannt und wurde nach seinem Tod vom Papst heiliggesprochen.
Warum feiern wir gerade am 11. November den Martinstag?
Der Heilige Martin verstarb am 8. November 397. Am 11. November wurde er unter sehr großer Beteiligung der Bevölkerung beerdigt. Seitdem ist der 11. November sein Gedenktag.
Eine historische Erklärung für dieses Brauchtum besagt, dass in Zeiten des Lehnswesens am 11. November die Pacht an den Lehensherrn zu entrichten war. Die Schuldner zahlten aus Geldmangel häufig mit einer Gans. Daher kam es wohl zu der Bezeichnung Martinsgans. Da der Martinstag traditionell mit einer Kirmes oder einem Tanzmusikabend gefeiert wurde, und an diesem Tag die vorweihnachtliche Fastenzeit begann, in der auf fettes Essen verzichtet werden sollte, bot es sich an, die Gans an diesem Abend zu verspeisen.
Einer anderen Legende nach soll der äußerst bescheidene und zurückhaltende Martin sich in einem Gänsestall versteckt haben, um der Wahl zum Bischof zu entgehen und sein Leben als Mönch weiterzuleben. Doch die Gänse hätten ihn durch das laute Geschnattere verraten und so fanden die Bürger ihn doch noch und er wurde Bischof.
Traditionell wird die Gans mit Rotkohl und Semmelknödeln oder Kartoffelklößen gegessen. Ein überlieferter Brauch beim Verzehr der Martinsgans ist das Gänsegedicht. Seit dem 17. Jahrhundert ist die Sitte beschrieben, vor bzw. während des Essens der Martinsgans ein Gedicht zum Thema Gänse zu rezitieren. Hier ein Beispiel dazu:
Die Gans erwacht im grauen Forst
erstaunt in einem Adlerhorst
Sie blickt sich um und denkt betroffen
Mein lieber Schwan, war ich besoffen.
-Heinz Erhard
Der Leichnam von Sankt Martin wurde in einer Lichterprozession mit einem Boot nach Tours überführt. In Andenken an dieses Lichtermeer feiern vor allem die Kindergärten ein „Laternenfest“ mit Umzügen.